Chefinfo Coverstory: „Die Aufräumer“

SEIN ODER NICHTSEIN – DAS IST SEINE FRAGE.

Insolvenzverwalter. Sie sind der Aufräumtrupp der Wirtschaft: Insolvenz- bzw. Masseverwalter. Sie bringen Ordnung ins Chaos und räumen marode Firmen auf. Auch wenn Insolvenzen derzeit sinken, könnten Insolvenzverwalter bald mehr Arbeit haben als derzeit.



Interview mit Wilhelm Deutschmann: 
„MEIN ERSTER GEDANKE WAR: OH GOTT!“

Insolvenzverwalter Wilhelm Deutschmann über die Gründe seiner Berufswahl, Facetten seiner Profession, das Procedere bei Insolvenzen, und wie man Betrügern nun schneller das Handwerk legt.

CHEFINFO:
Wie wird man eigentlich Insolvenzverwalter und worin liegt der Reiz an diesem Beruf?

Deutschmann:
Oft passieren Dinge, die man nicht plant. Als ich auf der Universität Insolvenzrecht hatte, war mein erster Gedanke: „Oh Gott!“ Im Zuge meiner Ausbildung durchlief ich aber viele Abteilungen und meine damalige Kanzlei suchte einen Mitarbeiter für Sanierungen und Insolvenzrecht. So habe ich mich als Anwalt dann spezialisiert und den Schritt nie bereut. Das Spannende an unserem Job ist es, dass wir vom EPU bis zum Produktionsbetrieb mit mehreren hundert Mitarbeitern alle Facetten der Wirtschaft kennen und uns in allen Branchen bewegen.

CHEFINFO:
Wie kommen Sie zu Ihren Fällen?

Deutschmann:
In Österreich muss man in einer Liste von Insolvenzverwaltern eingetragen werden, diese Liste liegt bei Gericht auf. Die Richter können frei entscheiden wen sie einsetzen wollen. Sie prüfen die Fälle und schauen, wenn möglich, welcher Fall zu wem passt. Ich bin für Linz, Wels und Steyr gelistet. Gibt es Kollisionen oder Unvereinbarkeiten, muss ich das gleich offenlegen. Wie man sich vorstellen kann, kommen da nicht nur große lukrative Fälle auf einen zu, aber das gehört zum Geschäft.

CHEFINFO:
Immer wieder wird von Pleiten berichtet, wo vorsätzlich betrügerisch agiert wird. Was tut man in einem solchen Fall?

Deutschmann:
Betrug ist nicht der Regelfall, aber es gibt gewisse Branchen, die dafür anfälliger sind, etwa in der Gastronomie oder im Bau- und Baunebengewerbe. Dahinter stecken teilweise Familienclans, die bis zu einem Jahr keine Abgaben und Steuern zahlen, dann in Konkurs gehen und dem Finanzamt und den Krankenkassen einige hunderttausend Euro schulden. Doch man reagiert nun viel schneller, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Erst kommt die Mahnung, dann der Gerichtsvollzieher und wenn das nichts bringt, wird sofort der Konkursantrag gestellt.

CHEFINFO:
Wie ließen sich Insolvenzen vermeiden?

Deutschmann:
Man sollte schauen, dass man Probleme wie Zahlungsstockungen und Co. frühzeitig und schnell erkennt und im Vorfeld gegensteuert. Wenn einem die Zähne ausfallen, braucht man nicht mehr zum Zahnarzt zu gehen

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