OÖ Nachrichten: „Dimension der Stadler-Pleiten: Gläubiger fordern 140 Millionen Euro“

Weil Unternehmer Gerhard Stadler in U-Haft sitzt, hängen seine Firmen in der Luft

Über Jahrzehnte hat der Frächter Gerhard Stadler ein Firmengeflecht aufgebaut, das nun mehr und mehr auseinanderbricht. Wie berichtet, befinden sich fünf Unternehmen und der Firmengründer selbst in Konkurs. Diese Woche wurde der 75-jährige Unternehmer festgenommen und über ihn die U-Haft verhängt.

Seit 2012 laufen mehrere Insolvenzverfahren. Deren Dimensionen sprengen übliche Verfahren. In Summe haben Gläubiger Forderungen in der Höhe von 140 Millionen Euro angemeldet, hat Franz Loizenbauer, Leiter des Gläubigerschutzverbandes AKV in Linz, ausgerechnet. Anerkannt wurde von den Masseverwalter bisher nur ein Zehntel davon, also keine 15 Millionen Euro.

Ein Großteil der nicht bezahlten Forderungen – geschätzte 70 Prozent oder 100 Millionen – betrifft die öffentliche Hand, also Finanz, Sozialversicherung und Gemeinde. In einem der Hauptverfahren hat die Gebietskrankenkasse allein mehr als 40 Millionen Euro für nicht bezahlte Sozialversicherungsabgaben gefordert.

Wie berichtet, hat Stadler daraufhin diese Firma im Dezember 2012 in Insolvenz geschickt und der Konkursreigen kam in Gang. Aus Gründen des Gläubigerschutzes muss nun auch der Insolvenzverwalter diese Forderung bestreiten – dieses Verfahren wird bis in die oberste Instanz durch-gefochten. Ein beträchtlicher Teil der Forderungen betreffen Gelder, die Masseverwalter wechselseitig von jeweils anderen insolventen Stadler-Firmen aufgrund von internen Verrechnungen oder Haftungen fordern. Loizenbauer schatzt, in einzelnen Firmen werde zwischen „null und fünf bis zehn Prozent“ Quote herauskommen. In keinem der Verfahren ist ein Ende in Sicht.

Kein Immobilienbesitz
Auf dem Papier ist übrigens in keiner der insolventen Firmen ein Immobilienbesitz vorhanden. Diesen hat Stadler seit den 1990er-Jahren an Familienmitglieder übertragen. Das lässt Masseverwalter Wilhelm Deutschmann nicht gelten: In einer der zwei von ihm bearbeiteten Insolvenzen gibt es ein Superädifikat, also ein Bauwerk auf fremdem Grund. Das betrifft die Betriebsliegenschaft in Waasen bei Peuerbach. Die Grundstücksbesitzerin, Tochter Silvia, bestreitet, dass der Insolvenzverwalter auf das Betriebsgebäude zugreifen darf. Deutschmann wiederum will von anderen Stadler-Firmen marktkonforme Mieten verlangen (was bisher nicht passiert sei) und damit Geld in die Masse bringen.

Spannend wird auch, wie es mit jenen Gesellschaften weitergeht, in denen Gerhard Stadler – obwohl in Konkurs – nach wie vor als Geschäftsführer tätig ist. Diese sechs Firmen sind derzeit führerlos. Die Gesellschafter – das sind die Töchter des früheren Frächter-Tycoons – müssten unverzüglich neue Geschäftsführer bestellen.

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