Schon Anfang April hat die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKA) in Wien der Linzer Kripo den Auftrag gegeben, den Unternehmer Gerhard Stadler festzunehmen.
Erst am Montag dieser Woche hat die Polizei den 75-Jährigen in seinem Heimatort Waasen bei Peuerbach angetroffen und ihn nach Wien gebracht. Die Nacht auf Dienstag hat der Frächter in der Justizanstalt Josefstadt verbracht.
Der Vorwurf lautet auf betrügerische Krida mit einem Schaden zwischen fünf und zehn Millionen Euro, bestätigt Oberstaatsanwalt Norbert Hauser von der WKA. Binnen 48 Stunden muss nun der Haftrichter über die Verhängung der Untersuchungshaft entscheiden. Diese wurde wegen Verdunkelungs-, Tatbegehungs- und Fluchtgefahr beantragt.
Einst ein großer Spieler
Die Geschäftspraktiken des Transportunternehmers boten den Behörden immer wieder Anlass, einzuschreiten. Vorgeworfen wurde ihm unter anderem Abgabenhinterziehung und illegale Ausländerbeschäftigung. In guten Zeiten sollen für den Transportunternehmer an die tausend Lkw unterwegs gewesen sein. Mit den Auslandsfirmen dürften einst auch rund 1500 Mitarbeiter für ihn gearbeitet haben. Stadler war in der eigenen Branche gefürchtet und Anfang der 2000er-Jahre in den ersten Frächterskandal, in dem es um illegale Ausländerbeschäftigung ging, verwickelt.
Seit 2012 brechen immer wieder Teile aus dem Firmenreich mit mehr als zwei Dutzend Gesellschaften heraus. Sechs Konkursverfahren laufen. Im Zuge der Erkenntnisse aus diesen Verfahren sind auch Zahlen bekannt geworden, wie einträglich das Geschäft war. Von Monatseinkommen von 1,17 Millionen Schilling (85.000 Euro) und einem Privatvermögen von mehr als 88 Millionen Schilling (6,4 Millionen Euro, Stand 1995) ist die Rede.
Gerhard Stadler selbst ging 2014 als Unternehmer in Insolvenz. Gegen die Eröffnung des Verfahrens hat er sich mit dem Argument gewehrt, er habe seinen Lebensmittelpunkt nach London verlegt. Dies ist wiederum jetzt ein Grund, warum die WKA Fluchtgefahr als Haftgrund anführt. Der Linzer Insolvenzverwalter Wilhelm Deutschmann, der die jüngste Firmenpleite im Umfeld des ehemaligen Großfrächters abwickelt, hat nun der WKA eine umfassende Sachverhaltsdarstellung übergeben.
Stadler-Firmen im Gerichtsregister
Gerhard Stadler ist Dauergast beim Landesgericht Wels. Es laufen zig Arbeitsrechtsverfahren. Wegen illegaler Ausländerbeschäftigung in mehr als 1000 Fällen zeigt die Bezirkshauptmannschaft den Frächter an. Zuvor ist er in den ersten Frächterskandal verwickelt.
Dezember 2012: Gerhard Stadler schickt zwei seiner Firmen, die Stadler Güterverkehrs GmbH und die Stadler Speditions GmbH, in Konkurs. Die Begründung des Firmenchefs: Steuer- und Abgabenvorschreibungen in der Höhe von 48,7 Millionen Euro. Die ausländischen Gesellschaften würden in ihren Heimatländern ihre Abgaben entrichten, damit liege eine EU-widrige Doppelbesteuerung vor. Die Krankenkasse sieht das anders: Für sie werden heimische Gesetze umgangen.
August 2013: Mit Statransport ist die nächste Firma pleite.
August 2014: Nach Antrag der UniCredit, der Stadler 750.000 Euro schuldet, wird der Konkurs über den Transporteur eröffnet.
Im Oktober 2014 geht die Stadler Güterbeförderung Gesellschaft mbH in Konkurs.
Im März 2015 folgt der Konkurs der Stadler Cargo & Transportlogistik. Dort stellt die Finanz den Antrag: Diese fordert mehr als eine Million Euro Körperschaftssteuer, also Einkommensteuer, nach. Was bedeutet, dass allein diese Firma in einem Jahr zumindest vier Millionen Euro Gewinn geschrieben haben muss.