Das Firmengeflecht der Frächterfamilie Stadler rund um Firmengründer Gerhard Stadler zählt mehr als 30 Gesellschaften. Gegen sechs österreichische läuft ein Konkursverfahren.
Die jüngste Insolvenz der Stadler Cargo & Transportlogistik ist insofern bemerkenswert, als es erstmals gelungen ist, diese Gerhard Stadlers Einfluss zuzuordnen, obwohl er formal nie Eigentümer war. Damit ist für Insider ein erster Dominostein umgefallen.
Zu den ersten Pleiten um Gerhard Stadler kam es im Dezember 2012. Das bedeutete aber längst nicht den Zusammenbruch des Firmenreiches. Zwischen den aktiven Firmen kommt es nach wie vor zu Verrechnungen von Millionensummen.
Bis vor etwa einem Monat war die Stadler Cargo & Transportlogistik aktiv. Diese 2004 gegründete Gesellschaft hat sich mit dem Zu- und Verkauf von Lkw beschäftigt. Gesellschafter waren anfangs Clemens und Silvia Stadler, die Kinder von Gerhard. 2012 – unmittelbar vor den ersten Pleiten – ging die Gesellschaft auf Tochter Elisabeth über.
Im Jänner 2015 – als Firmengründer Gerhard Stadler längst selbst in Konkurs war – wurde die Gesellschaft ihm übertragen. Dies passierte auf Veranlassung des Masseverwalters Stadlers, Martin Edelmann. Der Insolvenzverwalter konnte nachweisen, dass obwohl der 75-Jährige nie offiziell als Gesellschafter aufgetreten war, er die Zugriffsmöglichkeit auf die Firma hatte. Das ist wesentlich, weil erstens viele weitere Firmen noch aktiv sind – und zumindest die jetzt betroffene bei weitem keine leere Hülse war.
Masseverwalter über die jüngste Konkursfirma ist der Linzer Insolvenzspezialist Wilhelm Deutschmann, der bereits in einer zweiten Stadler-Firma als Masseverwalter die Bücher genauer anschaut. Ausschlaggebend für die jüngste Insolvenz war ein Antrag der Finanz. Diese forderte mehr als eine Million Euro Körperschaftssteuer, also Einkommensteuer, nach. Was bedeutet, dass allein die Cargo & Transport in einem Jahr zumindest vier Millionen Euro Gewinn geschrieben haben muss. Deutschmann: „Die Vorschreibung der Finanz stimmt. Das Unternehmen schrieb tolle Ergebnisse.“
Warum das Unternehmen dennoch jetzt zahlungsunfähig ist? „Es wurden verschiedene Investments und Ausleihungen anderer Stadler-Firmen gemacht. Das Geld ist aus dem Unternehmen abgeflossen“, sagt Deutschmann. Der Anwalt hat anhand von Unterlagen Forderungen in Millionenhöhe an andere Stadler-Firmen festgestellt und versucht, diese auch einzutreiben. Auf Kooperation der Beteiligten darf er nicht hoffen. „Jeder schweigt.“ Von den über 30 Firmen gehören übrigens acht Clemens, der ist erwiesenermaßen als Unternehmer tätig. Drei gehören Silvia und 13 der erst 25-jährigen Elisabeth. Insider vermuten, dass auch bei anderen Firmen Gerhard Stadler – obwohl nicht auf dem Papier – wesentlichen Einfluss hat.